Um zu überleben: Katze Daisy ernährt sich wochenlang von totem Besitzer

Die vier oder fünf Jahre alte Katze Daisy hat viel mitgemacht und war in einem erbärmlichen Zustand ins Tierheim gekommen.
FOTO: SUSANNE RADEMACHER

Die Geschichte des verstorbenen Katzenhalters ist unbekannt – die der kleinen Katze Daisy jedoch nicht: Rund zwei Monate lang hat das Tier alleine mit der Leiche ihres Herrchens in dessen Wohnung verbracht. Erst dann öffnete die Polizei die Wohnungstür. Hinter dieser hatte die Katze nur überlebt, weil sie Teile des Toten gefressen hatte.

Katze frisst totes Herrchen: Ist das normal?

Was schrecklich klingt, ist in solchen Fällen ein natürliches Verhalten, sagt Susanne Rademacher, Beirätin des Cuxhavener Tierheim-Vereins „Eine Pfote, ein Versprechen“ unserer Redaktion: „Das Tier hat Hunger und keine andere Nahrungsquelle. Nach ein paar Tagen der vergeblichen Kontaktsuche, sieht das Tier das tote Herrchen oder Frauchen als Nahrung an.“ Andernfalls wäre Daisy verhungert.

Die vier oder fünf Jahre alte Katze sei in einem erbärmlichen Zustand ins Tierheim gekommen, sagt Susanne Rademacher. Das Fell war völlig verfilzt, das Tier war abgemagert und scheu. Das Hauptproblem jedoch waren die Giftstoffe, die Daisy aufnahm, als sie sich von der verwesenden Leiche ihres Herrchens ernährte.

So geht es Katze Daisy nach drei Wochen im Tierheim

Das Fell musste geschoren werden, die Bürste kam nicht mehr durch. Die Entgiftung und erneute Gewöhnung an Katzenfutter brauchte seine Zeit. Nun, nach rund drei Wochen im Tierheim, sagt Susanne Rademacher über Daisys Zustand: „Es geht ihr wieder besser – aber noch nicht gut. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass das alles wieder wird.“

Daisy wird langsam wieder zutraulicher und hat die anfangs große Scheu abgelegt. 
FOTO: SUSANNE RADEMACHER

Es müsse auch niemand Angst haben vor der Katze – oder der Möglichkeit, dass das Tier Geschmack an Menschenfleisch gefunden habe – erklärt die 57-jährige Tierfreundin: „Daisy verhält sich ganz normal und wird das auch weiterhin tun. Sie war in einer Ausnahmesituation und hat sich so verhalten, damit sie überlebt.“ Tiere mit vergleichbaren Geschichten kommen nur ein- bis zweimal pro Jahr im Tierheim Cuxhaven an, erklärt die Vereinsbeirätin.

Daisy frisst Leichenteile: Will jemand so eine Katze haben?

Der Verein hatte Daisys Geschichte bei Facebook geteilt. Dort stellt der Verein regelmäßig Tiere vor, um auch auf diesem Weg Interessenten für eine mögliche Vermittlung zu finden. Doch will jemand eine Katze aus dem Tierheim haben, die Teile eines Menschen gefressen hat? Allerdings, sagt Susanne Rademacher: „Wir bekommen jeden Tag zahlreiche Anfragen für Daisy über Facebook, per Mail und per Telefon. Das Schicksal des Tieres berührt die Menschen und sie wollen dieser Katze wieder ein schönes Zuhause bereiten.“

Warum das Tierheim den Interessenten absagen muss

Doch das Tierheim muss die Interessenten abweisen: Daisy wird nicht in die Vermittlung kommen. Denn mittlerweile hat ein Erbe des Toten Anspruch angemeldet. Sobald Daisy wieder in einem robusten Zustand ist, werde das Tierheim – wie bei gewöhnlichen Vermittlungen – beim Erben vor Ort kontrollieren, ob die Katze dort guten Gewissens abgegeben werden kann, sagt Susanne Rademacher. Erst danach werde das Tier freigegeben; schließlich hat es Daisy schon schwer genug gehabt.