Streik bei der Deutschen Bahn: Noch vor Weihnachten?

In Deutschland drohen neue bundesweite Bahnstreiks, diesmal verursacht durch die Lokführergewerkschaft GDL© dpa/Christoph Schmidt

Im November startet die Tarifrunde der Lokführer-Gewerkschaft GDL. Damit sind Streiks bei der Deutschen Bahn vor Weihnachten möglich. Alle Pläne im Überblick.

Frankfurt – Kurz vor Weihnachten müssen sich Fahrgäste der Deutschen Bahn wieder auf Streiks einstellen. Nach den Einigungen mit der Gewerkschaft EVG im August startet im November die Tarifrunde der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die Bahn steht damit vor dem zweiten Arbeitskampf dieses Jahres, Streiks sind nicht ausgeschlossen.

Hintergrund ist, dass am Dienstag (31. Oktober) die Tarifverträge zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn am Dienstag offiziell ablaufen sind. Mit dem Auslaufen der Verträge endet automatisch auch die Friedenspflicht bis Ende Oktober. Bereits ab November sind damit wieder Streiks in Deutschland möglich. GDL-Chef Claus Weselsky hatte hierzu bereits angekündigt, erneut auf eine rasche Urabstimmung zu setzen, um unbefristete Streiks statt Warnstreiks durchführen zu können.

Der erste Verhandlungstag ist für den 9. November in Berlin angesetzt. Die Fronten zwischen den Parteien sind jedoch verhärtet. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hält vor der anstehenden Tarifrunde die Forderungen der Arbeitnehmer für “unerfüllbar”.

Neue Streiks bei der Deutschen Bahn? Ab diesem Zeitpunkt müssen Fahrgäste mit neuen Problemen rechnen

Neue Streiks bei der Deutschen Bahn ab November sind nicht nur möglich, sondern auch sehr wahrscheinlich. Die Gewerkschaft fordert in Zukunft unter anderem eine Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter:innen bei vollem Lohnausgleich. Zudem will die GDL mindestens 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Laut Bahn-Personalchef Martin Seiler seien die Bedingungen aber „unerfüllbar“: „Wenn wir die Forderungen der GDL erfüllen würden, würden unsere Personalkosten um über 50 Prozent steigen und das ist durch nichts, aber auch durch gar nichts zu rechtfertigen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Seiler habe der GDL einen Schlichtungsversuch in Form von „moderierten Verhandlungen“ angeboten, die von GDL-Chef Claus Weselsky jedoch abgelehnt wurden. Zwar stand die GDL Schlichtungsverfahren in der Vergangenheit stets offen gegenüber. Allerdings gab es ein solches Format noch nie von Beginn an. „Wenn ein Schlichter von vornherein reingezogen wird, nimmt sich der Verhandlungsführer selbst aus dem Rennen“, sagte Weselsky der Südwest Presse. „Die Bahn provoziert Arbeitskämpfe“.

Bereits vor wenigen Wochen hatte Weselsky der dpa gesagt, der Konzern habe ihm im Rahmen der neuen Tarifverhandlungen einen „Weihnachtsfrieden“ vorgeschlagen. „Das haben wir abgelehnt, weil wir die Entwicklung nicht kennen und weil wir nicht wissen, wie viele Verhandlungen wir bis dahin machen“, sagte Weselsky damals. Für die Fahrgäste sind das keine beruhigenden Worte. Die angespannte Lage deutet darauf hin, dass es auch an den Weihnachtsfeiertagen somit zu Unterbrechungen und Problemen im Bahnverkehr kommen könnte.

Streiks bei der Deutschen Bahn drohen im November und Dezember – Weihnachtsfeiertage nicht ausgeschlossen

Konkrete Pläne zu Warn- oder unbefristeten Streiks sind bisher keine veröffentlicht worden. Bahn-Fahrgäste müssen sich darauf einstellen, dass die GDL bereits im November erste Streiks durchführen und im Dezember fortsetzen könnte. Sicherheit an den Feiertagen gibt es also nicht. Wer für den November und Dezember bereits eine Fahrkarte gekauft oder eine wichtige Reise bevorstehend hat, kann sich auf der Homepage der Deutschen Bahn über Streiks und Ausfälle informieren.

Wie viele Arbeitnehmer:innen der Deutschen Bahn könnten dabei Teil der Streiks werden? Die Tarifverträge der GDL gelten laut Angaben der Bahn für rund fünf Prozent der Bahn-Beschäftigten in Deutschland. Die GDL konkurriert damit innerhalb des Konzerns mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die sich im August nach einer Schlichtung mit der Bahn auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt hatte. (nz/dpa)