„Der Rüde hat in Todesangst geschrien“: Zwei Hunde aus der Ukraine im Kreis Cuxhaven – Wem gehören sie?

Der helle Rüde Taras und die dunkle Hündin Turma waren nach ihrer Ankunft im Tierheim vollkommen erschöpft. © Birgit Block/Tierheim Cuxhaven

Zwei vollkommen verängstigte Hunde werden im Kreis Cuxhaven aufgegriffen. Doch niemand vermisst die beiden Tiere. Eine Spur führt in die Ukraine.

Cuxhaven – Vor etwa einer Woche wurden zwei herrenlose Hunde im Land Hadeln eingefangen und ins Tierheim Cuxhaven gebracht. Vollkommen verängstigt und total erschöpft irrten die Tiere umher. Inzwischen steht fest: Die Hündin und der Rüde stammen aus der Ukraine. „Das konnten wir anhand der Chips der Tiere feststellen. Diese wurden 2020 in der Ukraine verkauft“, erklärt Birgit Block, Vorsitzende des Tierheimvereins Cuxhaven.

Die Hunde im Tierheim Cuxhaven, die niemand vermisst – „Sie sind ein Team“

Kurios findet sie allerdings, dass unter dem Chip von einem der beiden Hunde eine Katze registriert wurde. „Das kann natürlich nur ein Zahlendreher sein. Spekulieren möchte ich hier lieber nicht“, so Block. Die Rettungsaktion der panischen Tiere verlief nicht ganz leicht. Nach mehreren gescheiterten Einfangversuchen durch Tierfreunde gelang es dann zwei Damen aus Bülkau in Niedersachsen am Abend des 8. Dezember, den hellen Rüden einzufangen. Die schwarze Hündin lief jedoch in völliger Panik davon. „Was schlimm war, denn die beiden Tiere hängen sehr aneinander. Man merkt sofort, dass die beiden zusammen gehalten wurden und ein Team sind“, erzählt Block.

„Die beiden waren vollkommen erschöpft“ – Das Hunde-Duo im Tierheim Cuxhaven stammt aus der Ukraine

Im späteren Verlauf des Abends konnte auch die Hündin mithilfe der Polizei eingefangen und ins Tierheim gebracht werden. „Die beiden waren vollkommen erschöpft und haben sofort tief geschlafen, als sie in Sicherheit waren“, erinnert sich Block. „Der Rüde war am ersten Tag trotzdem in völliger Todesangst. Er hat nur geschrien.“

Bei den Schäferhund-Mischlingen handelt es sich um Senioren. „Es sind so tolle Hunde, so freundlich und sanft in ihrem Wesen“, schwärmt die Tierheim-Vorsitzende. „Umso mehr wundert es uns, dass einfach niemand die zwei vermisst. Auch jetzt nicht, nach über einer Woche. Das ist doch komisch.“

Wie sind die zwei ukrainischen Hunde im Tierheim Cuxhaven nach Niedersachsen gekommen?

Die Suche nach der Geschichte der ukrainischen Hunde läuft seit ihrer Ankunft im Tierheim Cuxhaven auf Hochtouren. Man wisse nicht, was sie mitgemacht haben, denn in der Ukraine herrscht ja bekanntlich Krieg. Es gibt aber schon erste Spuren. „Da sie so schreckhaft auf Halsband und Leine reagiert haben, gehen wir davon aus, dass die zwei wahrscheinlich als Kettenhunde gelebt haben“, sagt Block. Sie und ihre Mitarbeiterinnen trainieren aber schon fleißig mit dem Panikgeschirr und die Leinenführigkeit der beiden hat sich in der kurzen Zeit schon stark verbessert. „Sie sind inzwischen gut angekommen und laufen uns bei der Begrüßung freudig entgegen.“

Niemand vermisst die beiden Tiere im Tierheim Cuxhaven – Was haben sie erlebt?

Im Tierheim Cuxhaven kann man sich nicht erklären, dass die Besitzer nicht alle Hebel in Bewegung setzen, um ihre Hunde zu finden. Möglich sei aber auch, dass sie mit einer Organisation nach Deutschland gebracht wurden. „Irgendwie sind die zwei ja in den Landkreis gekommen“, so Block. Dass es unter Tierschutzorganisationen auch schwarze Schafe gibt, ärgert sie. Doch in diesem Fall möchte sie sich nicht mit Vermutungen aus dem Fenster lehnen. Auf einem anonym zugespielten Video soll allerdings zu sehen sein, wie die beiden Hunde von einem Transportunternehmen verladen werden. Das Material müsse von offiziellen Stellen aber noch weiter geprüft werden.

Finden sich die Besitzer nicht, hat das Tierheim Cuxhaven schon Interessenten für die Hunde

„Wir hoffen immer noch sehr, dass sich die rechtmäßigen Besitzer melden. Vielleicht agieren sie in ihrer Verzweiflung einfach kopflos und wissen nicht, an welche Stellen man sich wenden kann, wenn ein Tier verloren geht.“ Eine Zusammenführung der beiden Hunde mit ihren Herrchen oder Frauchen hätte natürlich immer Vorrang. Doch selbst wenn das nicht passieren sollte – die Aussichten für die zwei freundlichen Senioren sind gut. Denn es gab schon mehrere Anfragen für eine Vermittlung, die laut Block sehr vielversprechend sind.

Vor Weihnachten vermittelt allerdings auch das Tierheim Cuxhaven keine Tiere, da weder Hund noch Katzen, Vögel oder Hamster Weihnachtsgeschenke sind, sondern Lebewesen, die nicht unüberlegt angeschafft werden sollten, so Block. Damit sie nicht in der Kälte wieder ausgesetzt werden, wie es Katzenbabys in Bremen erging. „Am 20. Dezember stoppen wir die Vermittlung und nehmen sie erst nach der ersten Januar-Woche wieder auf“. So oder so stehen die Chancen auf ein Happy End im Fall der beiden Tiere aus der Ukraine gut. Das eingespielte Duo wird natürlich nur zusammen abgegeben.

Von: Carolin Gehrmann