Scharfe Sanktionen gegen Russland: Wie der Westen Putin stoppen will

Nach der Invasion russischer Soldaten in der Ukraine hat der Westen umfangreiche Sanktionen verhängt.Am Montag hatten bereits EU und USA weitreichende Maßnahmen angekündigt, nun gibt es erste Details.Auch weitere Sanktionsstufen seien im Falle einer Invasion der Ukraine in Planung.

Angesichts der russischen Eskalation im Ukraine-Konflikt haben mehrere Staaten Sanktionen gegen Präsident Putin angekündigt. Russland habe das Völkerrecht gebrochen und die Nachkriegsordnung in Europa grundlegend verletzt, so die internationale Kritik. Am Montagabend und Dienstag beschlossen unter anderem die USA, die EU, Großbritannien sowie Deutschland erste Sanktionen. Darunter auch den vorzeitige Stopp von Nord Stream 2.

Viele Organisationen und Staaten kündigten weitere Maßnahmen an, sollte Russlands Präsident Wladimir Putin eine vollständige Invasion der Ukraine beschließen.

Sanktionen der EU

Die EU-Kommision hat weitreichende Sanktionen gegen Russland erarbeitet, die am Dienstag von den Staaten beschlossen wurden. Demnach wird der Handel mit russischen Staatsanleihen verboten, um eine Refinanzierung des russischen Staates zu erschweren. Zudem stehen nun mehrere Hundert Personen und Unternehmen auf der EU-Sanktionsliste.

Darunter sind rund 350 Abgeordnete des russischen Parlaments, die für die russische Anerkennung der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der Ostukraine gestimmt haben. Aber auch Banken, die in der Ostukraine Geschäfte machen, wurden nun sanktioniert. Außerdem gelten die Freihandelsregelungen der EU mit der Ukraine nicht mehr für die Gebiete in der Ostukraine.

Das volle Arsenal der Sanktionen wird aber bei weitem noch nicht genutzt. Sanktionen gegen den russischen Energiesektor und Ausfuhrverbote für Hightech-Technologie seien vorbereitet, für den Fall dass Russland einen Angriff auf die ganze Ukraine starte. Auch Putin wird voraussichtlich noch nicht auf die EU-Sanktionsliste kommen. Damit soll gesichert werden, dass die Sanktionen weiter verschärft werden können.Das Sanktionspaket ist schärfer als zunächst am Montagabend angedacht. Hintergrund ist die Entscheidung Putins, auch Truppen in die Separatistengebiete zu entsenden.Sanktionen der USAUS-Präsident Biden unterzeichnete am Montagabend bereits eine Exekutivanordnung mit Sanktionen. Diese sollen neue Investitionen, Handel und Finanzierung durch US-Personen in Donezk und Luhansk verbieten. Biden hatte zudem ins Spiel gebracht, Russland an der Verwendung des Dollars zu hindern. Fraglich ist allerdings die Wirkung solcher Maßnahmen, so Experten. Weiterhin hat das Weiße Haus betont, dass sich diese Strafmaßnahmen nicht gegen die ukrainische Bevölkerung oder die ukrainische Regierung richteten, sondern gegen Russland.

Sanktionen der Bundesregierung Deutschland

Nord Stream 2 wird vorerst auf Eis gelegt: Die Bundesregierung hat die Zertifizierung der Gaspipeline vorerst gestoppt. Das sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag im Berliner Kanzleramt. „Ohne diese Zertifizierung kann Nord Stream 2 nicht in den Betrieb gehen“, so Scholz.

„Die Entscheidung des russischen Präsidenten zur Anerkennung der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk ist ein schwerwiegender Bruch des Völkerrechts“, sagte Scholz weiter.Großbritannien geht gegen russische Banken vorGroßbritannien verhängt angesichts der jüngsten Eskalation im Ukraine-Konflikt Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Wie Premierminister Boris Johnson am Dienstag im Unterhaus in London verkündete, werden fünf russische Banken sowie drei wohlhabende russische Staatsbürger mit gezielten Sanktionen belegt. Deren Vermögen in Großbritannien werde eingefroren und Reisen nach Großbritannien unterbunden. Das sei nur die erste Tranche an Sanktionen, betonte Johnson.Bei den sanktionierten Personen handelt es sich um Gennadi Timtschenko sowie die Brüder Boris und Igor Rotenberg. Alle drei gelten als enge Verbündete von Russlands Präsident Wladimir Putin. Timtschenko ist Hauptaktionär der Bank Rossiya, die Bank wiederum ein Hauptaktionär der National Media Group. Boris Rotenberg ist ein Hauptaktionär der SMP Bank und sitzt in deren Verwaltungsrat. Igor Rotenberg ist Vorsitzender des Verwaltungsrats von National Telematic Systems, einem im Verkehrssektor tätigen Konzerns. Alle drei hätten durch ihre Rollen die russische Regierung begünstigt oder zur Destabilisierung der Ukraine beigetragen, heißt es vom britischen Außenministerium.

Putin habe mit der Anerkennung der beiden abtrünnigen ukrainischen Regionen den Minsker Friedensprozess „schamlos gebrochen“, sagte Johnson weiter. Die Entsendung von Truppen komme einem erneuten Einmarsch in das Nachbarland gleich. „Wir müssen uns auf die nächsten Schritte von Putins Plan einstellen.“ Trotzdem werde man gemeinsam mit den Verbündeten bis zum letzten Moment an einer diplomatischen Lösung arbeiten.

Hilfsangebote für die UkraineScholz hat auch nach der jüngsten Eskalation im Ukraine-Konflikt deutsche Waffenlieferungen abgelehnt. „Das ist eine unveränderte Situation“, sagte er am Dienstag in Berlin. „Das, was wir machen, ist die ökonomische und wirtschaftliche Resilienz der Ukraine zu stärken, indem wir unverändert der größte finanzielle Stabilisator der Ukraine sind. Und das werden wir auch bleiben.“EU-Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen, kündigte am Montagabend an, dass die EU Staaten ein Unterstützungspaket in Höhe von 1,2 Milliarden Euro bewilligt hätten. Die EU stehe der Ukraine als souveränen und freien Nachbar nahe, schrieb von der Leyen auf Twitter.

Von Seiten der Ukraine wünsche man sich einen Gipfel im sogenannten Normandie-Format mit Deutschland, Frankreich und Russland. „Wir erwarten von unseren Partnern klare und wirkungsvolle Schritte der Unterstützung“, hob der ukrainische Staatschef hervor. Jetzt werde sich zeigen, wer ein „wirklicher Freund und Partner“ sei und wer Russland weiterhin nur mit Worten ängstigen wolle. Kiew habe nur einen Traum: „Frieden in der Ukraine.“ Selenskyj betonte: „Es gibt jetzt keinerlei Gründe für chaotische Handlungen.“ Es gebe keine Gründe, schlaflose Nächte zu haben.

RND/dpa/AP/hyd