Spritpreise bald bei 2,50 Euro – lohnt jetzt der Umstieg auf Elektro?

Die Spritpreise klettern Richtung 2,50 Euro – wäre das jetzt ein Anlass, sofort zu einem Elektroauto zu wechseln? © Quelle: Oliver Berg/dpa
  • Der Krieg in der Ukraine treibt die ohnehin angespannte Lage bei den fossilen Brennstoffen in immer neue Höhen.
  • Ein Barrel Brent-Öl kostet derzeit 116,37 Dollar (Stand 10. März) – viele Autofahrer fragen sich: Soll ich jetzt auf E-Mobilität setzen?
  • Doch vor dem Umstieg gibt es einiges zu beachten – die wichtigsten Fragen im Überblick.

Die Benzin- und Dieselpreise brechen täglich neue Preisrekorde – ein Ende der Kostenspirale bei den fossilen Brennstoffen ist nicht in Sicht. Vielen Autofahrern und Autofahrerinnen stellt sich da die Frage, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre, um auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen. Doch dabei gilt es einiges zu bedenken. Wir haben die wichtigsten Fragen zusammengestellt.

Soll ich wegen der hohen Benzin- und Dieselpreise zu einem E-Fahrzeug wechseln?

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist derzeit ohnehin groß, hinzu kommen die aktuellen Lieferprobleme. Wenn überhaupt, finden Sie im Internet oder beim Händler des Vertrauens Bestandsfahrzeuge. Wenn Sie allerdings ein ganz spezielles Modell oder eine exakte Konfiguration im Kopf haben, müssen Sie eventuell Abstriche machen. Alternativ könnte eventuell eine Anfrage bei Auto-Abounternehmen noch eine Chance sein, schnell an einen Neuwagen zu kommen.

Ist damit zu rechnen, dass durch den Krieg in der Ukraine auch die Strompreise steigen werden?

Deutschland hat bereits jetzt die weltweit höchsten Strompreise. Durch den Krieg ist anzunehmen, dass auch der Strom stetig teurer werden wird. Eine genaue Prognose wollen Expertinnen und Experten allerdings nicht abgeben. Grundsätzlich gelte allerdings: Je höher der Anteil an Ökostrom, desto günstiger werden die Strompreise. Steigt der Anteil an fossilen Brennstoffen beim Strom, steigen auch die Preise.

Was ergibt der Kostenvergleich zwischen Stromern und Verbrennern?

In diesem Jahr kann noch die volle Förderung von 9000 Euro bei Elektrofahrzeugen beantragt werden (für Hybride gibt es 6750). Ab 2023 soll sich das Fördersystem ändern. Dann zählt nur noch, wie umweltschonend das Elektrofahrzeug wirklich ist. Das ist, zumindest in diesem Jahr, noch ein gewaltiger Finanzierungsanreiz. Zudem dürfte in den kommenden Jahren der Wiederverkaufswert von Verbrennerfahrzeugen drastisch einbrechen.

Was die laufenden Kosten anbelangt, fallen bei E-Autos häufige Wartungen weg. Bei Abo- oder Full-Leasing-Verträgen sind zudem häufig sämtliche Nebenkosten wie Versicherung und Reparaturen inkludiert. Hinzu kommt, dass E-Autos (noch) steuerfrei sind und teilweise in Metropolen wie Hamburg gratis parken können. Da lohnt sich im Zweifel ein etwas höherer Preis für das E-Modell.

Soll ich lieber mit einem Hybridmodell anfangen?

Auf den ersten Blick klingt das nach dem Königsweg. Ein Auto mit dem gewohnten Verbrennerantrieb zu fahren, Energie zu sparen und Emissionen zu vermeiden … Aber: Viele Hybride, vor allem die Fahrzeuge mit eigener Stromerreichweite (Plug-in Hybrid Electric Vehicle, PHEV, Red.) sind derzeit knapp oder gar nicht verfügbar. So hat Volkswagen wegen der Chipkrise und des Krieges in der Ukraine, wo normalerweise Kabel und Kabelbäume produziert werden, die Bestellmöglichkeit für Hybridfahrzeuge unterschiedlichster Modelle gestoppt. Und selbst die glücklichen Kundinnen und Kunden, die noch einen Wagen bestellen konnten, können sich nicht sicher sein, ihn noch in diesem Jahr zu erhalten. Wie es mit der Hybridförderung 2023 weitergeht, das ist noch ungewiss.

Sind Elektroautos wirklich emissionsschonender als andere Antriebsarten?

Ja. Das zumindest ist das empirisch belegbare Ergebnis einer Studie der Bundeswehr-Universität München. Die Forschenden hatten rund 800 Modelle von Verbrennern, Elektro- und Brennstoffzellenautos und gasgetriebenen Fahrzeugen auf ihren CO₂-Fußabdruck untersucht. Doktorand Johannes Buberger (26) sagt: „Berücksichtigt haben wir den gesamten Produktlebenszyklus.“ Der beginne bei den Rohstoffen, berücksichtige den Energieverbrauch bei der Herstellung (Batterieproduktion eingeschlossen) und ende bei Betrieb und Recycling.

Den größten Anteil am CO₂-Fußabdruck habe die Nutzungsphase von Autos, sagt Buberger. Nur bei Elektroautos, die ausschließlich mit Ökostrom geladen werden und bei Biogasfahrzeugen sei die Produktion entscheidender. Das Recycling schließlich mindere den CO₂-Fußabdruck. Laut Buberger wären Verbrenner da noch im Vorteil. Doch das Batterierecycling mache große Fortschritte, bald werde man die Akkus komplett wieder verwerten können. Zudem seien Elektroautobatterien heute so haltbar, dass E-Autos nur eine Batterie in ihrem gesamte Autoleben bräuchten. Erste Anbieter würden Batteriegarantien für eine Million Kilometer gewährleisten.

Umweltsieger sind also reine Elektroautos. Biogas, so das Forscherfazit, sei vom CO₂-Fußabdruck her ähnlich. Aber um es in großen Mengen zu erzeugen, müsste die Massentierhaltung massiv ausgebaut werden. Bei grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gebe es Umwandlungsverluste von rund 60 Prozent. Wer Ökostrom direkt batterieelektrisch verwendet, steht also umweltpolitisch am besten da.

Wie sieht es mit Ladesäulen in meinem Umfeld aus?

Im Zweifel sind sie zu weit weg. Die Ladesäuleninfrastruktur ist neben der Reichweite die Achillesferse der Elektromobilität. Abgesehen von der Ladekapazität des eigenen Wagens sind häufig in städtischen Infrastrukturen keine Schnellladestationen verfügbar. Je nachdem, was für ein Vertrag bei welchem Anbieter abgeschlossen wurde, kann es sich auch lohnen, bekannte Schnellladesäulen, etwa an Autobahnraststätten, regelmäßig zu besuchen. Zudem lohnt sich der Einsatz von Apps, die einem nach Anbieter sortierte Auflademöglichkeiten entlang der Route zeigen. Für längere Fahrten oder Reisen ins Ausland lohnt es, sich vorab mit der Ladeinfrastruktur unterwegs und am Zielort vertraut zu machen.

Wo kommt der Strom her?

Aus der Steckdose ist als Antwort zu kurz gesprungen. Denn neben dem CO₂-Abdruck, den „schmutziger“ Strom hinterlässt, ist es auch eine Kostenfrage, an welcher Ladesäule man sein Fahrzeug auflädt. Es sollte auf jeden Fall ein Anbieter sein, der Ökostrom garantiert. Im Internet gibt es etliche Angebote. Am besten nutzt man eines der großen Vergleichsportale. Eine kluge Wahl ist auch bei den Wallboxen geboten. Wer ein eigenes Haus besitzt, kann idealerweise mit Sonnenkollektoren zusätzlich Strom produzieren, an dem auch die Wallbox partizipieren kann.

Achtung: Auch wenn Mieter und Angehörige einer Eigentümergemeinschaft grundsätzlich das Recht haben, eine Wallbox installieren zu lassen, sollte man nicht einfach loslegen, sondern stets einen Experten oder eine Expertin zu Rate ziehen. Gerade bei Eigentümergemeinschaften kann eine gemeinsame Planung viel Geld sparen. Individuell installierte Boxen ohne ein entsprechendes Lastenmanagement – das kann im Zweifel übel ausgehen.

Kaufen, leasen oder mieten?

Der Umstieg vom Verbrenner zum Elektroauto ist ein Gewöhnungsprozess. Das gilt vor allem fürs „Tanken“, also fürs Wiederaufladen der Batterie. Abgesehen vom Ladesäulenmangel stehen hier die Gewöhnung an unterschiedliche Reichweiten und/oder an energieabsorbierendes beziehungsweise -sparendes Fahrverhalten im Vordergrund. Eine gute Alternative zum dauerhaften Beschluss umzusteigen, sind da Autoabos. Je nach Anbieter lassen sich Stromer oder Hybride bereits ab der Laufzeit von einem Monat abonnieren. Alle Kosten sind in einer monatlichen Rate zusammengefasst – nur den Strom müssen Kundin oder Kunde noch aus eigener Tasche bezahlen. Und falls einen der E-Antrieb doch nicht begeistern sollte, so kann man nach Ende der Testphase wieder zurück wechseln zu Otto- oder Dieselmotor.

Was sollte man im Winter bedenken?

E-Autos und Winter – das klingt nach einer persönlichen Feindschaft. Zwar lässt sich schon lange nicht mehr mit einem beherzten Heizvorgang die Batterie entleeren, aber in der kalten Jahreszeit muss man auch bei den heutigen Modellen mit geringeren Reichweiten rechnen, da die Leitfähigkeit der Batterien bei niedrigen Temperaturen abnimmt. Der Schwund kann im ungünstigsten Fall bis zu 30 Prozent betragen und die Ladezeit um 50 Prozent verlängern. Wer das kalte Fahrzeug vorwärmen möchte, sollte dies möglichst per App machen oder eine Wärmepumpe installieren lassen, die die interne Wärme des Hochvoltspeichers und der E-Maschine zur Temperierung des Innenraums nutzt.

Wie schnell bekomme ich überhaupt einen Stromer?

Die Nachfrage nach E-Mobilen nimmt beständig zu. Viele Modelle haben lange Lieferfristen. Den hohen Spritpreisen kann man also nicht ad hoc entkommen. Ein Insidertipp zur Beschleunigung eines Bestellvorgangs: Wenn Sie sich für ein Autoabo entscheiden und das online abschließen, das Fahrzeug aber erst im kommenden Jahr verfügbar ist, kann es sich lohnen, auf sogenannte Bestandsfahrzeuge zurückzugreifen. Das sind die Autos, die gerade verfügbar sind. Im Zweifel kann man die abonnieren und dann gegen das eigentlich bestellte Auto tauschen. Eine Garantie dafür gibt es nicht – aber Fragen kostet nichts.

verwendete Quelle: RND