Cuxhaven unter den „Flop 10“ im ÖPNV-Ranking – Stadt äußert sich zu Kritik

Eine Analyse des Vereins Allianz pro Schiene ergab kürzlich, dass die ÖPNV-Anbindung im Kreis Cuxhaven dürftig ist. Jetzt äußert sich die Stadt dazu.

Cuxhaven – „Wie gut ist die Erreichbarkeit des öffentlichen Verkehrs?“, mit dieser Frage beschäftigt sich eine Analyse des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vom Verein Allianz pro Schiene. Rund 217.000 Bus- und Bahnhaltestellen und 15 Millionen Abfahrten wurden erfasst. Grundlage waren Ergebnisse einer Fahrplanabfrage durch die HaCon Ingenieurgesellschaft mbH und die daraus erstellte Abfahrtstatistik. Allianz pro Schiene teilt jetzt ein Ranking auf der Website. Cuxhaven steht demzufolge vermeintlich schlecht da.

Unter den Flop 10 im ÖPNV-Ranking: Zwei bayerische Landkreise und Cuxhaven bilden Schlusslicht

Nur 28,7 Prozent der Menschen im Landkreis Cuxhaven haben Zugang zu Bushaltestellen oder Bahnhöfen, die in den Hauptverkehrszeiten stündlich angefahren werden, heißt es hier. Damit landet Cuxhaven auf Platz drei der „Flop 10“ im Ranking. Schlechter schneiden nur Cham und Straubing-Bogen in Bayern ab.

Autofahrer, die an diesem Wochenende auf der A1 und der A7 unterwegs sind, müssen mit Einschränkungen und Behinderungen rechnen. Hier besteht unter anderem wegen Sperrungen Staugefahr.

Da nur zwei der 10 Landkreise zu jenen mit geringer Bevölkerungsdichte gehören, kommt Allianz pro Schiene zu einem kritischen Urteil. „Insofern ist eine gute oder schlechte ÖPNV-Anbindung kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis von guter oder schlechter Verkehrspolitik.“ Cuxhaven geriet in den vergangenen Wochen immer wieder in die Kritik von Urlaubern. Unter anderem sorgte die hohen Preise für Eis und Currywurst für Frust. Die ÖPNV-Kritik möchte die Stadt Cuxhaven nicht auf sich sitzen lassen und äußert sich gegenüber kreiszeitung.de.

Vergleich im ÖPNV-Ranking hinkt: Analyse stellt Cuxhaven falsch dar

Der Vergleich zwischen dem Landkreis Cuxhaven und den anderen Landkreisen hinkt, so Cora Strate, Sprecherin der Stadt Cuxhaven: „In der Analyse wird der gesamte Landkreis Cuxhaven ‚negativ‘ bewertet.“ Angebote im Stadtgebiet werden hingegen nicht separat dargestellt. „Insofern ergibt sich ein verzerrtes Bild für die Stadt Cuxhaven, deren ÖPNV-Angebot deutlich besser ist.“ Aber ist das wirklich so?

Stadt Cuxhaven widerspricht ÖPNV-Ranking – Was ist dran?

Zuerst vorweg: Die Stadt Cuxhaven ist eine sogenannte „Einheitsgemeinde“. Zum zentralen Gebiet gehören: Ritzebüttel, Musikerviertel, Lotsenviertel, Dobben, Lehfeld und Grimmershörn. Außerdem gibt es Ortschaften, die außerhalb liegen, aber zur Stadt gehören. Dabei sind zum Beispiel Holte-Spangen, Altenwalde oder Lüdingworth. Ein Blick auf Google Maps scheint die ÖPNV-Auswertung von Allianz pro Schiene zunächst nicht zu bestätigen: In Cuxhaven gibt es unzählige Bushaltestellen, die allesamt wohl verteilt liegen und das auch in den Ortschaften, die nicht zum Stadtkern gehören.

Bei einem Ortsbesuch der Redaktion der Kreiszeitung im Stadtteil Holte-Spangen ergab sich hingegen ein dürftiges Bild, was die Abfahrtzeiten vor Ort und die Anbindung zum Zentrum betrifft: Hier fährt wochentags zu drei Tageszeiten ein Bus in Richtung Cuxhavener Bahnhof und Innenstadt. Am Wochenende gar nicht. Der Bus steuert zudem nur die Haltestelle „Sixtstraße“ an. Wer am Ortseingang, zum Beispiel im Berenscher Heideweg wohnt, muss bis dahin 15 Minuten zu Fuß laufen.

Ortsbesuch in Cuxhaven zeigt: ÖPNV-Anbindung in Randgebieten eher dürftig

Fährt dieser Bus nicht, muss jeder, der auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, etwa eine halbe Stunde bis zur Haltestelle „Spanger Straße“ laufen. Besonders für ältere Menschen, die in Cuxhaven wohnen, dürfte dies eine Zumutung sein. „Ein kurzer Weg zur Haltestelle bedeutet Freiheit bei der Verkehrsmittelwahl“, so Allianz pro Schiene. Allerdings ist nicht nur das ausschlaggebend für eine gute Anbindung: Gute Erreichbarkeit des ÖPNV steigert die Lebensqualität der Menschen und weniger Schadstoffe geraten in die Luft. Das wiederum komme dem Klima zugute.

Ein kurzer Weg zur Haltestelle bedeutet Freiheit bei der Verkehrsmittelwahl.

Allianz pro Schiene e.V.

Cora Strate, Sprecherin der Stadt Cuxhaven, hat in dem Zusammenhang gute Nachrichten: „Um eine weitere Verbesserung des ÖPNV-Angebotes für die Stadt Cuxhaven zu erreichen, laufen bereits Gespräche.“ Hier seien allerdings gewisse Hürden zu überwinden. Strate sagt: „Der eigenwirtschaftliche Verkehr, der bis 2027 konzessioniert ist, erschwert die Umsetzung von Verbesserungen.“

Stadt Cuxhaven führt bereits Gespräche zu ÖPNV: Gute Nachricht hat ein „Aber“

Hinzukomme, dass die Landkreise und Kommunen für den öffentlichen Personennahverkehr zuständig seien. Diesen Faktor berücksichtige die Analyse der Allianz pro Schiene bei der Auswertung nicht. Zudem werde nicht differenziert, ob eigenwirtschaftlicher oder gemeinwirtschaftlicher Verkehr vor Ort vorhanden ist. „Diese Unterscheidung hat erhebliche Auswirkungen auf die Verbesserung des ÖPNV-Angebots“, so Strate. So auch in Cuxhaven. Am Ende sei zudem auch, wie in allen Belangen, das Geld ein entscheidender Faktor, das bestätigt die Sprecherin.

„Ferner müssen sowohl auf Bundes- als auch Landesebene entsprechende Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden“, sagt sie. Wie die aktuelle „Diskussion zur Finanzierung des Deutschlandtickets“ zeige, besteht hier „erheblicher finanzieller Mehrbedarf, der derzeit noch nicht gesichert ist“.

von Lia Stoike